Die leisen Stimmen der Vernunft
Geschichte als Abfolge von Massentötungen aller Art und Geschichte als Konzert von leisen Stimmen, die den Frieden beschwören und Vernunft anmahnen: das sind zwei Leitmotive des Buches, die in verschiedenen inhaltlichen Variationen thematisiert werden.
Dabei finden die grauenhaften Tatsachen der Geschichte ebenso Berücksichtigung wie die kognitiv-emotionalen Schwierigkeiten, im historisch-politischen "Schlachthaus"-Geschehen (Genozide u. ä.) nicht die Augen zu schließen, sondern vielmehr standzuhalten und existenziell für eine bessere Welt einzutreten. Ein neuer Anspruch auf weltgeschichtlichen Überblick wird damit nicht erhoben. Die Kapitel haben essayistischen Charakter.
Das Buch wendet sich damit nicht nur an Personen, die Geschichte professionell erarbeiten und vermitteln, sondern an alle, die im Verhältnis zur Geschichte, so wie es öffentlich zelebriert wird, Probleme sehen.
Geschichtsbewusstsein und Zukunftssorge
Unbewusstheiten im geschichtswissenschaftlichen und geschichtsdidaktischen Diskurs
Herbolzheim 2004
Welche Rolle spielen lebensgeschichtliche Erfahrungen der Lehrenden und Lernenden im Geschichtsunterricht? Sollte man sie als LehrerIn bei passender Gelegenheit einbeziehen und ansprechen oder besser übergehen? Wie verhalten sich Geschichtswissenschaft und Geschichtsdidaktik zu dem prinzipiell anerkannten Tatbestand, dass viele Erfahrungen nicht durchgearbeitet und integriert, sondern "verdrängt" wurden? Das sind einige Fragen, die das Buch wie ein roter Faden durchziehen und zu einer Haltung der Zukunftssorge auffordern, die dem Geschichtsbewusstsein als Erkenntniskategorie gleichsam vorgeordnet wäre (erster Teil).
Der zweite Teil des Buches greift einige Kernbegriffe der geschichtsdidaktischen Diskussion auf (u. a. Sinn, Erzählung, Emanzipation, Reflexivität) und erörtert ihre Problematik hermeneutisch vertiefend, d. h. mit Blick auf mögliche Unbewusstheiten, um daran anschließend einige Anregungen für die Unterrichtspraxis zu formulieren. Thematische Schwerpunkte sind u. a. die Aufgabe der Reflexivität in der historisch-politischen Bildung sowie die (geschichtsdidaktisch leider stark vernachlässigte) Aufgabe der Friedenserziehung in einer kriegerischen Welt.
Der dritte Teil plädiert für eine gegenwarts- und lebenskundliche Modernisierung des Schulfaches Geschichte, in dem nach Auffassung des Autors u. a. das praktische historische Lernen stärker berücksichtigt werden sollte, ohne dass dabei die geschichtswissenschaftliche Professionalität verloren geht.
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